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Das schöne Wetter lockt wieder zahlreiche  Oldtimer-Fahrer auf die Straße. Denn trotz der Diskussionen um Klimawandel und Abgasnormen sowie neuer Vorgaben zur technischen Überwachung der älteren Vehikel erfreuen sich historische Autos auch in Ostbelgien mehr denn je großer Beliebtheit.

Ein Info-Abend des AMC St.Vith am 17. April 2019 in Wiesenbach mag durchaus als Gradmesser für diese Erkenntnis gelten. Denn mehr als 100 Eigner von Oldtimer-Schätzchen waren gekommen, um hier zu den neuen Bestimmungen Auskünfte aus erster Hand von zwei Fachleuten zu erfahren. Zum einem war dies der Geschäftsführer des Landesverbandes für historische Fahrzeuge (BFOV-FBVA), Peeter Henning, zum anderen der hiesige Versicherungsmakler Freddy Trost, der sich allein schon aus der täglichen Praxis heraus in dieser Materie bestens auskennt.

Unterschiedliche Regelung von einer Region zur anderen in Belgien

„Wir zählen rund 200 Oldtimer-Lizenznehmer in unseren Reihen“, unterstrich nicht ohne Stolz im Saal Wisonbrona Gastgeber Jerôme Kirsch, der in der entsprechenden Abteilung des AMC St.Vith Kontaktperson ist.  Und Peeter Henning brachte es sogleich auf den Punkt: So als wäre das Regelwerk nicht schon kompliziert genug, wird die Umsetzung der betreffenden EU-Vorgaben im Bundesstaat Belgien durch die unterschiedliche Handhabung von einer Region zur anderen erschwert. „Das ist alles nicht einfach aus Sicht der  Oldtimer-Liebhaber“, schmunzelt Peeter Henning, vertritt der BFOV-FBVA doch die Interessen von mehr als 70.000 Mitgliedern gegenüber der Politik und den Behörden: „Wir hatten uns um eine einheitliche Regelung für ganz Belgien bemüht, leider ohne Erfolg.“

Autos mit O-Kfz-Kennzeichen

Konzentrieren wir uns also auf das Wesentliche, sprich auf die geltenden Vorschriften in der Deutschsprachigen Gemeinschaft als Bestandteil der Wallonischen Region (WR).  Bei der technischen Überwachung von Pkw mit Baudatum vor mindestens 25 Jahren gilt mittlerweile ein neues Maßnahmenpaket  auf der Grundlage eines Erlasses der Regierung der WR vom 20. Mai 2018. Es betrifft wohlgemerkt Autos mit einer Oldtimer-Zulassung, zu erkennen am Buchstaben O im Kfz-Kennzeichen. Fahrzeuge, die 25-30 Jahre alt sind, müssen jedes Jahr zum „TÜV“ vorfahren, 30-50 Jahre nur alle zwei Jahre. Ausgenommen von dieser Pflicht sind Oldtimer ab 30 Jahren, die als „historisch“ eingestuft werden. Dies gilt ferner für Vehikel, die mehr als 50 Jahre auf dem Buckel haben.

Was bedeutet „historisch“?  „Es sind Fahrzeuge im Originalzustand. Nur ganz wenige Änderungen werden zugestanden“, unterstreicht der Präsident.

 

 

Günstige Pauschaltarife bei Verkehrssteuer und Versicherung

Wenn ein Auto offiziell als „Oldtimer“ eingetragen ist, kann sein Eigner günstige Pauschaltarife bei der Verkehrssteuer und der Versicherung beanspruchen. In diesem Fall beschränkt sich die Nutzung allerdings auf die Freizeit. „Zur Arbeit darf man damit nicht fahren“, stellt Peeter Henning unmissverständlich klar. Diese Eingrenzung gilt nicht für  Fahrzeuge ohne das berühmte O-Nummernschild, die aber im Gegenzug in allen Belangen der üblichen Kfz-Gesetzgebung unterworfen sind. 

Bei der Fragestunde in Wiesenbach kamen unzählige Einzelfälle zur Sprache, denn jeder Oldtimer hat gewissermaßen eine eigene Geschichte. Und dass es noch viele Unklarheiten gibt, zeigt allein die Tatsache, dass etwa alle zwei Monate ein Beratungsausschuss tagt, in dem der BFOV-FBVA und der Dachverband der Autoprüfstellen vertreten ist. Geschäftsführer Peeter Henning bat deshalb die Zuhörer im Saal, ihm die jeweiligen Problemfälle beim „TÜV“ zu melden, damit darauf zeitnah Antworten und Lösungen gefunden werden können.

Übrigens muss die zunehmend verschärfte Abgasregelung, sprich die viel zitierten LEZ-Zonen, gerade auch bei historischen Fahrzeugen im Auge behalten werden, denn sie könnte in Zukunft zu empfindlichen Einschränkungen im Straßenverkehr führen. „Leider gibt es auch in diesem Bereich in Belgien keine Einheitsregelung für die einzelnen Landesteile, Gemeinden und Städte“, bedauerte Peeter Henning in Wiesenbach: „Wir werden uns aber bemühen, ein annehmbares Gleichgewicht zwischen Mensch, Umwelt und Technik zu finden.“

Oldtimer hoch im Kurs

Der Landesverband für historische Fahrzeuge (BFOV-FBVA) wurde 1988 gegründet. Er hat seinen Sitz in Groot Bijgarden (Brüssel), zählt 508 Clubs, darunter auch mehrere in unserer Gegend (so etwa den AMC St.Vith), und 72.000 Mitglieder.

„Das ist sehr viel für ein kleines Land wie Belgien“, stellt Geschäftsführer Peeter Henning fest: „Ein Beweis dafür, dass Oldtimer hoch im Kurs sind.“ Entsprechend oft ist er als gefragter Ansprechpartner unterwegs, verweist aber auch auf das regelmäßig erscheinende Magazin (fr/nl) und die Website.

Da der Informationsbedarf offensichtlich groß ist, stehen die Clubs und der Verband den Auskunftssuchenden zur Verfügung.

Info und Kontakt: www.amcstvith.be, www.bfov-fbva.be

Historische Fahrzeuge mit einer offiziellen Oldtimer-Zulassung sind in Belgien am O-Kennzeichen unschwer zu erkennen.  Foto: Herbert Simon

Historische Fahrzeuge mit einer offiziellen Oldtimer-Zulassung sind in Belgien am O-Kennzeichen unschwer zu erkennen. Foto: Herbert Simon

Viele Fragen bei der Informationsversammlung am 17. April in Wiesenbach an Jérôme Kirsch (AMC St.Vith/links) und Peeter Henning (BFOV-FBVA/Mitte). Foto: Herbert Simon

Viele Fragen bei der Informationsversammlung am 17. April in Wiesenbach an Jérôme Kirsch (AMC St.Vith/links) und Peeter Henning (BFOV-FBVA/Mitte). Foto: Herbert Simon